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Bildung ist unser Rohstoff / Hürriyet 9. Dezember 2010

Umut Icten ist 25 Jahre alt und kann es nicht verstehen, wenn Menschen über Politiker herziehen, aber selbst nicht aktiv werden. „Wenn man etwas verändern will, muss man aktiv sein, sich informieren und bilden“, sagt er.

Deshalb ist er seit sieben Jahren politisch aktiv. Er ist Mitglied der Jungen Liberalen, dem Jugendverband der FDP. Bürgerinitiativen, Vereine,Demos oder eine Partei – für Umut ist alles eine Form des Aktiv-Seins, um etwas zu verändern. Der 25-jährige Student hat für sich den politischen Weg gefunden, um mitzugestalten.

Aktiv werden, statt meckern

Seit zwei Jahren ist er Mitglied im Landesvorstand Nordrhein-Westfalen. Dort ist er im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für den Online-Auftritt und das Newsletter sowie für die Podcasts verantwortlich. Mit seinem Studium der Soziologie und Politikwissenschaften in Aachen ist er fast fertig. Anschließend will er den Master in Politik und Verwaltung draufsetzen. Sein Ziel, politisch etwas zu verändern, verliert er dabei nicht. Ob er später Politiker werden möchte, weiß er nicht. „Oft ist der Zufall wichtig und oft kann man es nicht absehen.“ Politisch aktiv wird er auf jeden Fall bleiben aber mindestens genauso wichtig ist ihm sein Master Studium, das er demnächst beginnt.

Politik schon immer ein Thema

Seit seiner Kindheit spielt Politik eine Rolle in Umuts leben. „Ich bin von zuhause aus politisch. Meine Eltern sind politisch sehr interessiert. Ich habe viele Diskussionen mitbekommen.“, sagt Umut. Dass es dabei vor allem um die türkische Politik ging, hat Umut dazu bewegt, sich auch mit der politischen Landschaft in Deutschland zu beschäftigen. „Ich habe später dann selbst über die politischen Parteien in Deutschland recherchiert“, berichtet er von den Anfängen. Die Jungen Liberalen stünden für Freiheit, Toleranz und Eigenverantwortung. „Diese Werte gehören auch zu meinem Lebensstil.“ Dem Studenten ist es wichtig, dass sich Menschen am gesellschaftlichen und politischen Leben aktiv beteiligen. „Das was da in Stuttgart passiert, ist wichtig. Egal ob man für oder gegen Stuttgart 21 ist, die Leute gehen zum ersten Mal nach langer Zeit auf die Straße, um ihre Meinung zu sagen. Solange die Demonstrationen friedlich bleiben, begrüße ich diese Form des Protests sehr“, erklärt er.

Migrationshintergrund hat Vorteile
Offen für neuen Ideen zu sein, sei Umut ebenfalls wichtig. „Es ist gut, auf die Eigenverantwortung der Menschen zu setzen, statt sie zu bevormunden“, ist er überzeugt. Die Rahmenbedingungen müsse der Staat schaffen, doch der Mensch müsse eigenverantwortlich handeln, ist er überzeugt. Konservative Strukturen sprechen Umut nicht an. Mit seinem Migrationshintergrund sei er glücklich bei den Liberalen zu sein: „Dort spielt es am wenigsten eine Rolle, dass die eigenen Wurzeln im Ausland liegen.“

Jedoch wolle er nicht von dem Hype profitieren, den Menschen mit Migrationshintergrund erfuhren. Deshalb ist sein Schwepunktthemen nicht Integrationspolitik, sondern internationale Politik. „Das würde mich interessieren. Aber auch die Bildungspolitik ist mir sehr wichtig“, sagt er. Doch dass er selbst einen Migrationshintergrund hat, bringe einfach viele Vorteile. „Das Thema Integration taucht bei uns vermehrt auf. Da kann ich dann auf meine Erfahrungen zurückgreifen und berichten.“ Auch weist er darauf hin, dass Menschen mit Migrationshintergrund einen Politiker mit Migrationshintergrund eher ernst nehmen, wenn er mit ihnen spricht. „Das sind Vorteile und diese sollte man nutzen“, sagt Umut.

Viel stärker in die Schulen investieren

Bildung ist für den jungen Politiker ein sehr wichtiges Gut. „Wir haben in Deutschland keine Rohstoffe. Unsere einzige Ressource ist die Bildung. Doch die Förderung des Potentials gelingt nicht mit Einheitsschulen. Da bleibt die Förderung der Begabten zutück“, sagt Umut. Auch müsse die Hautpschule wieder den Wert haben, den sie vor 15 oder 20 Jahren hatte, sagt er. „Wir müssen differenzierter fördern und in Schulen investieren“, fordert er.


Umut, der neben deutsch auch türkisch fließend spricht und schreibt, berichtet, dass er deutsch erst im Kindergarten gelernt hat. „Ich bin in einem Stadtteil mit vielen Deutschen aufgewachsen.“ Die aktuelle Integrationsdebatte verfolgt Umut aufmerksam. Auch Thilo Sarazzin und die von ihm losgetretene Debatte hat Umut nicht kalt gelassen. „Das Thema muss angesprochen werden, aber doch nicht auf diese Art und in diesem Ton. Das geht nicht.“ Aber ganz schlimm findet Umut, dass die Soziologin Necla Kelek das ganze unterstütze. Es sei einfach, Ausländer zu kritisieren ohne sich an die eigene Nase zu greifen: „Integration muss von beiden Seiten kommen.“ Dass unmöglich erscheinende Dinge sehr wohl gelingen können, zeigt ihm auch das Werk des Gründers der türkischen Republik Mustafa Kemal Atatürk. Er ist Umuts Vorbild. „Atatürk hat ein von Krieg gezeichnetes Land in kurzer Zeit auf Vordermann gebracht und wichtige Reformen durchgesetzt. Er hat das mit so viel Weitsicht getan – das ist das Erbe, von dem die Türkei heute lebt“, sagt Umut.

geschrieben von Pelin AYTAC

http://young.hurriyet.de/article/jetzt-wirds-politisch/763918/bildung-ist-unser-rohstoff

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